Wenn Marken von rechtsextremen Gruppierungen für ihre Zwecke instrumentalisiert werden, ist das für die betroffenen Unternehmen extrem unangenehm. Bekanntestes Opfer ist der britische Sportartikel-Hersteller Lonsdale. Die im Namen enthaltene Buchstabenfolge NSDA brachte ihr in den 1990er-Jahren ungewollt ein braunes Image ein. Damals begannen Neonazis damit, Bomberjacken offen über Lonsdale-T-Shirts zu tragen. Da nur ein Teil des Logos sichtbar war, konnte man öffentlich mit der NSDAP sympathisieren, ohne sich strafbar zu machen. Bis heute kämpft Lonsdale gegen das Negativ-Image an, etwa durch Unterstützung antirassistischer Projekte. Auch der hessische Rhönklub zog die Notbremse und entschied sich im Zusammenhang mit seiner langjährigen Mitgliederzeitschrift „Rhönwacht“ sogar zu einer Namensänderung. Zu groß war die Befürchtung, wegen einer Namensgleichheit mit einer rechtsextremen Musikband in Verruf zu geraten.
Auch an versteckte Zahlencodes denken
Neben den Buchstabenkombinationen SA und SS sind auch einige Zahlenkombinationen negativ belegt. So steht die Zahl 18 in Insiderkreisen für die Initialen von Adolf Hitler (A und H) und die 88 für „Heil Hitler“. Die Zahl 28 symbolisiert die in Deutschland verbotene, international tätige Skinhead-Organisation „Blood & Honour“. „Neue Markennamen sollten vor der Markeinführung immer auf versteckte Bedeutungen oder missverständliche Interpretationen überprüft werden. Dass betrifft auch die Frage, ob sie für politische Zwecke missbraucht werden können“, rät NOMEN-Chefin Sybille Kircher.
Im vergangenen November sorgte EDEKA im Rahmen der Kampagne „Zeitschenken“ ungewollt für Negativschlagzeilen. In dem Fernsehspot erzählt eine Mutter im Weihnachtsstress, was sie alles vor dem Fest noch erledigen muss. Neben dem dazugehörigen Liedtext („Muss noch dies, muss noch das. Muss noch jenes – und irgendwas.“) war das Keyword auch auf dem Nummernschild eines Autos zu sehen: „MU-SS 420“. Hier war jedoch offensichtlich übersehen worden, dass die Buchstabenkombination SS wegen der verbreiteten Assoziation mit der nationalsozialistischen Organisation auf deutschen Nummernschildern verboten ist. Die öffentliche Empörung entzündete sich darüber hinaus auch noch an der Ziffer 420. In einem Interview mit dem Manager-Magazin wies Sabine Bamberger-Stemmann, Direktorin der Landeszentrale für Politische Bildung in Hamburg, darauf hin, dass die 420 „eine aus dem angelsächsischen Raum stammende, in rechten Kreisen auch hierzulande gängige Abkürzung für Hitlers Geburtstag am 20. April“ sei.
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