AstraZeneca versieht seinen Impfstoff nun mit dem Markennamen Vaxzevria. Kein Rebranding zur Täuschung der Bevölkerung, wie manch einer derzeit vermutet. Denn die Benennung des Impfstoffs war seit Monaten geplant.
Wer mit „AstraZeneca“ geimpft wird, erhält künftig eine Impfbescheinigung, auf der die Impfung mit Vaxzevria dokumentiert wird. Denn so lautet der neue Markenname des Corona-Impfstoffs der Firma AstraZeneca, die just zur gleichen Zeit wegen tödlicher Impfnebenwirkungen in die Negativschlagzeilen geriet. Prompt geisterten angesichts der vermeintlichen „Umbenennung“ erneut Verschwörungstheorien durch die sozialen Netzwerke. Ein klarer Fall von Vertuschung, so eine weitverbreitete Meinung.
Absicherung von Markennamen dauert Monate
Wer das Procedere der Markenentwicklung kennt, weiß jedoch, dass Markennamen nicht über Nacht entstehen. Das bestätigte auch das Unternehmen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur: „Die Umstellung auf einen dauerhaften Markennamen ist üblich und wurde seit vielen Monaten geplant.“ Dass der neue Markenname erst am 25. März offiziell bekannt gegeben wurde, liegt daran, dass die Europäische Arzneimittelagentur erst zu diesem Zeitpunkt grünes Licht gab. Bis dahin war der Impfstoff als „COVID-19 Vaccine AstraZeneca“ zugelassen und durfte nur unter dem Namen vermarktet werden. In Fachkreisen waren außerdem die Bezeichnungen AZD1222 und ChAdOx1 nCoV-19 geläufig. Letzteres charakterisiert die Wirkung des Vektorimpfstoffs, dessen Basis ein Adenovirus von Schimpansen ist – Ch für Schimpanse (engl. chimpanzee), Ad für Adenovirus. Die vollständige Umstellung auf den Namen Vaxzevria wird laut Hersteller noch etwa ein halbes Jahr dauern. In anderen Ländern läuft die Überprüfung noch.
Biontech/Pfizer waren schneller
Der Markenname für den ersten Impfstoff – Comirnaty von Biontech/Pfizer – wurde hingegen bereits am 21. Dezember 2020 von der EMA autorisiert. Dieser Impfstoff trug zuvor den Arbeitstitel BNT162b2. Mit der Zulassung konnte auch der Markenname Comirnaty eingeführt werden – der Hersteller hatte schlicht und einfach die Nase vorn. Laut Biontech/Pfizer steht Comirnaty für „eine Kombination der Begriffe COVID-19, mRNA, Community und Immunität“.
Risiken für den Unternehmensnamen
Einen eigenständigen Markennamen zu verwenden ist immer dann sinnvoll, wenn ein Unternehmen verschiedene Produkte oder – wie hier: Arzneimittel – vermarktet. Denn ansonsten geschieht das, was im Falle von AstraZeneca passiert ist. Ein einziges Produkt wird mit dem Konzern in Verbindung gebracht. Erleidet es einen Imageschaden, kann dies dem guten Unternehmensnamen ebenfalls einen schweren Schaden zufügen. Dieses Risiko tragen auch der zweite zugelassene mRNA-Impfstoff COVID-19 Vaccine Moderna von Moderna und der Vektor-Impfstoff von Johnson & Johnson, der COVID-19 Vaccine Janssen heißt – benannt nach Janssen-Cilag, einer Pharma-Tochter von Johnson & Johnson.
Kommunistische Länder wählen symbolträchtige Namen
Im Unterschied dazu setzte das russische Gamaleja-Institut von Anfang an auf einen sprechenden Markennamen. Der dort entwickelte Impfstoff, der noch von der EMA geprüft wird, trägt den Namen Sputnik V. Und auch Kuba beweist in der Coronakrise markenstrategischen Weitblick. Das kommunistische Land, das erstaunlich niedrige Infektionszahlen aufweist, arbeitet derzeit mit Hochdruck an der Herstellung von fünf eigenen Impfstoffen. So hofft man, sich in den Augen der Weltöffentlichkeit Respekt zu verschaffen und sich als sicheres Reiseziel für Touristen zu profilieren – Impfung inklusive.
Erst kürzlich wurde bekannt, dass Impfstoffkandidat Soberana 2 („Souverän 2“) vielversprechende Ergebnisse zeigt und sich in der klinischen Phase-3-Studie befindet. Diese letzte Phase ist der Abschlusstest, bevor der Impfstoff zur Genehmigung bei der nationalen Regulierungsbehörde Kubas, dem Zentrum für staatliche Kontrolle von Arzneimitteln, Geräten und Medizinprodukten (CECMED), eingereicht wird.
Auch zwei weitere kubanische Impfstoffkandidaten tragen mit Abdala und Mambisa symbolträchtige Namen. Abdala ist der Protagonist in einem dramatischen Gedicht des Helden der kubanischen Revolution, Jose Marti. Der Impfstoff Mambisa ist nach antikolonialistischen kubanischen Guerillas benannt, die Ende des 19. Jahrhunderts gegen Spanien kämpften.