Corona-Mutationen werden ab sofort nach dem griechischen Alphabet („Alpha“, „Beta“, „Gamma“ etc.) benannt und nicht mehr nach dem Land, in dem sie erstmal festgestellt wurden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO will damit ein Zeichen gegen die Diskriminierung von Nationen oder Erdteilen setzen.
Begonnen hatte alles mit der „britischen Virus-Variante“. Dann folgten die „südafrikanische Variante“ und die „indische Variante“, zuletzt sorgte die „brasilianische Variante“ für Schlagzeilen. Für die betreffenden Länder keine Ehre, sondern ein Stigma.
Indien fühlt sich diskriminiert
Deshalb hatte sich auch in Indien, dem mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern bevölkerungsreichsten Land der Welt, heftiger Widerstand geregt. Das indische Gesundheitsministerium erließ sogar eine Verordnung, die die Betreiber von sozialen Netzwerken zur Löschung dieser Formulierung verpflichten sollte.
Fördert die Benennung „Asian hate“?
Auch in den USA regten sich Proteste. Eine chinesisch-amerikanische Bürgerorganisation verklagte den damaligen Präsidenten Donald Trump auf rund 23 Millionen US-Dollar, weil dieser wiederholt vom „China virus“ gesprochen hatte. Der Erreger SARS-CoV-2 war Ende 2019 erstmals in Wuhan in China aufgetreten.
Nun entschied sich die WHO mit dem griechischen Alphabet für eine neutralere Lösung. „Kein Land soll für die Entdeckung und die Meldung von Varianten stigmatisiert werden“, erklärte WHO-Epidemiologin Maria Van Kerkhove.
Alpha, Beta, Delta, Gamma
Ab sofort wird die „britische Variante“ B.1.1.7 nun zu Alpha. Die erstmals in Südafrika entdeckte Mutante B.1.351 heißt jetzt Beta, die sogenannte indische Variante Delta und die „brasilianische Variante“ P.1 wurde zu Gamma. Eine Hybrid-Variante von Delta wurde übrigens mit dem Buchstaben Kappa versehen.
Die bisherige Namensgebung von Pandemien und die damit verbundene potenzielle Stigmatisierung von Ländern steht bei der WHO schon länger auf dem Prüfstand. Bekannte Beispiele sind die „Spanische Grippe“, die „Franzosenkrankheit“ (Syphilis), das „Marburg-Virus“ oder „Ebola“ – benannt nach dem gleichnamigen Fluss im Kongo. Und noch heute heißen die Röteln in England „German measles“.
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