Googeln, föhnen, parshippen – wenn ein Markenname als Gattungsbegriff in den allgemeinen Wortschatz übergeht, ist das doch die beste Werbung für ein Unternehmen. Oder etwa nicht? Nein! Denn neben dem Verlust von Markenrechten kann es auch zu einem Missbrauch des Namens kommen – wie im Falle eines namhaften Hochdruckreinigers im französischen Wahlkampf. Wieder einmal spannt das konservative Lager den „Kärcher“ für politische Zwecke ein.
Der Präsidentschaftswahlkampf 2022 in Frankreich ist in vollem Gange – im April wird gewählt. Unter anderem geht es um die Bekämpfung der steigenden Kriminalitätsraten. Und nun wird es bildlich – sehr zum Leidwesen des deutschen Hochdruckreiniger-Herstellers Kärcher.
Denn um das Problem in den Griff zu bekommen, twitterte die konservative Herausforderin Valérie Pécresse am 6. Januar 2022: „Wir müssen den Kärcher herausholen, der seit mehr als 10 Jahren im Keller von Hollande und Macron lagert. Es ist höchste Zeit, all diese Viertel, die zu gesetzlosen Gebieten geworden sind, zu säubern. Ich will die Großen jagen, die Schläger belästigen und die Kriminellen bestrafen.“
Die Alfred Kärcher SE & Co KG mit Hauptsitz in Winnenden, Baden-Württemberg, reagierte prompt und verbat sich die „unangebrachte“ Verwendung seines geschützten Markennamens. Die Stuttgartern Nachrichten zitieren aus einer Erklärung, in der das Unternehmen Politiker und Medien auffordert, seinen Markennamen nicht mehr zu verwenden. Zugleich wird darin betont, dass man mit keiner Partei und keiner politischen Strömung in Verbindung gebracht werden wolle. Man setze sich für starke bürgerliche Werte ein, heißt es weiter: „Die Marke Kärcher ist nicht das Aushängeschild einer Partei, sondern das ausschließliche Eigentum der Kärcher-Gesellschaften“, heißt es in der Mitteilung weiter. „Der Konzern Kärcher bedauert die Verkennung dieser Rechte durch einige Politiker.“
Nicht zum ersten Mal kämpft Kärcher gegen die Instrumentalisierung des eigenen Markennamens. Als es 2005 zu Ausschreitungen in zahlreichen französischen Vorstädten kam, kündigte der damalige Innenminister Nicolas Sarkozy an, er werde das „Gesindel“ in den Banlieues „wegkärchern“ („nettoyer au Kärcher“). So rückte er für manche Beobachter nicht nur sich, sondern auch die von ihm zitierte Marke in ein rechtsextremes Licht.