In Deutschland wird er von vielen heiß und innig geliebt – der Döner Kebab. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier brachte sogar kürzlich bei einem offiziellen Besuch in der Türkei einen riesigen Dönerspieß als Symbol der deutsch-türkischen Freundschaft mit. Doch jetzt droht Ärger.
Eine Erzeugergemeinschaft aus der Türkei, die Internationale Döner-Föderation (Udofed) mit Sitz in Istanbul, hat nämlich das erklärte Ziel, den Döner weltweit zu vertreten. Im Zuge dessen reichte sie bereits im Mai 2022 bei der EU-Kommission einen Antrag ein, um den Döner als „garantiert traditionelle Spezialität“ (gtS) schützen zu lassen. Weil sich aber die Mühlen der EU nicht so flott drehen wie ein Dönerspieß, wurde der Antrag erst am 24. April 2024 veröffentlicht.
EU-Kommission muss entscheiden
Wie zu erwarten war, regt sich jetzt in Deutschland massiver Widerspruch von verschiedenen Seiten. „Döner“, so die Argumentation, sei ein allgemeiner Begriff für eine bestimmte Art von Fleischgericht, das in vielen Ländern, einschließlich der Türkei und der EU, beliebt ist. Die Türkei habe kein Recht, die Verwendung des Begriffs „Döner“ in der EU verbieten zu lassen, weil das Rezept nicht von einem einzelnen Land oder einer Region allein beansprucht werden könne.
Falls die Argumentation bei der EU-Kommission durchgeht, dürfte der Antrag abgelehnt werden. Wenn nicht, darf der Döner bald nur noch in einer sehr traditionellen Form nach strengen türkischen Vorgaben auf den Spieß kommen. Wenn es nach dem Willen der Udofed geht, ist dann nämlich genau festgelegt, woraus der Döner bestehen darf (u. a. keinesfalls aus Hühnerfleisch), wie er mariniert wird, wie breit die Fleischscheiben geschnitten werden und sogar mit welcher Art von Edelstahlmesser.
Vor- und Nachteile des Siegels
Das gtS-Siegel soll laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung die Qualität von Lebensmitteln sichern und Verbraucher vor Irreführung schützen. Es soll auch verhindern, dass Produktbezeichnungen missbraucht werden. Unter dem Schutz des gtS-Siegels stehen zum Beispiel Produkte wie der italienische Mozzarella oder der spanische Serrano-Schinken. Würde sich der Döner hier einreihen, könnte das für unsere Döner-Buden teuer werden, da sie ihre Rezepte umstellen müssten. Und natürlich würde auch die kulinarische Vielfalt beschnitten, weil das Gericht nicht mehr kreativ interpretiert werden dürfte.
Vielfalt beim Döner ist schöner!
Ganz ehrlich – wir verstehen beide Positionen. ABER: Unsere deutsche Currywurst ist schließlich auch keine „garantiert traditionelle Spezialität“ – und heiß geliebt, obwohl gefühlt jede Pommes-Bude ihr Geheimrezept hat. Gerade das macht sie doch unwiderstehlich.
Auch der Name Döner steht für mehr als nur ein Gericht – er symbolisiert kulturelle Integration und kulinarische Kreativität. Die Debatte zeigt, wie schwierig es sein kann, Tradition und Moderne zu vereinen. Wir sind jedenfalls gespannt, ob und wie die EU-Kommission dieses heiße Eisen angeht.
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