Automobil Naming im Zeitalter der technologischen Transformation: Namensstrategien zwischen Innovation und Irrtum

Von Audi bis Renault – Automobilhersteller stehen vor der Herausforderung, ihre Modellbezeichnungen klar, einprägsam und markenkonform zu gestalten. Doch nicht immer geht die Namensfindung auf. Besonders Audi hat mit seiner jüngsten Umstrukturierung der Namensgebung für Verwirrung gesorgt.

Während einige Hersteller durch konsistente Namensfamilien Orientierung bieten, sorgen andere mit zu viel Systematik oder abrupten Änderungen für Irritationen. Doch worauf kommt es bei einer erfolgreichen Namensstrategie an, und welche Konzepte haben sich bewährt? Wir von NOMEN haben uns als Agentur für Namensentwicklung das mal genauer angesehen:

Unsere Analyse aktueller Fahrzeugnamen zeigt: Die meisten Hersteller setzen auf logische, leicht verständliche Modellbezeichnungen. Gerade in Zeiten des technologischen Wandels, in denen sich alternative Antriebe etablieren, sollen die Namen Orientierung bieten. Statt verspielter Wortkreationen dominieren pragmatische Kürzel und systematische Namensstrukturen.

Beispiel: Der Mercedes Citan. Die Verbindung von City und Titan macht den Namen international verständlich und kommuniziert klar seine Positionierung als Stadtlieferwagen. Erfolgreiche Markennamen wie dieser schaffen ein einheitliches Bild und erleichtern Kunden die Einordnung neuer Modelle. Der Name ist übrigens von NOMEN – zugeschnitten auf das Thema City-Logistik und auf die kommunikative Positionierung „der neue Held für die Stadt“.

Auch im Segment der Klein- und Kleinstwagen gibt es einen Trend zum Down-Sizing, dieser spiegelt sich in kurzen, versachlichten Namen und Kürzeln wider. Audi A1, VW Polo, Toyota Aygo X, Ford Ka, Hyundai Kona, Mazda 2, Citroen C1, Peugeot 107, Mini Cooper, Fiat 500 usw.

Audi: Fehlgriff beim Naming trotz klarer Strategie

Eine klare Namensstrategie bedeutet jedoch nicht automatisch Erfolg – das zeigt das Beispiel Audi. Die Marke wollte mit einer neuen Systematik für Ordnung sorgen: Künftig sollten Elektrofahrzeuge gerade Zahlen erhalten, während Modelle mit Verbrennungsmotoren ungerade Zahlen tragen. Ziel war es, eine intuitive Unterscheidung zwischen den Antriebsarten zu ermöglichen.

Doch die Umsetzung stieß auf Widerstand. Kunden und Händler zeigten sich irritiert, da gewohnte Modellnamen plötzlich verschwanden oder verschoben wurden. So sollte die nächste Generation des Audi A4 mit Verbrennungsmotor als A5 erscheinen, während der A6 zum A7 werden sollte. Diese Änderungen sorgten für Verwirrung und Unmut – ein Lehrstück dafür, wie sehr Kunden an etablierten Namen hängen. Die Folge: Audi ruderte zurück und verwarf das neue Naming-System.

Aber zurück zu unserem eigentlichen Thema – Naming im Zeitalter der technologischen Transformation.

Naming für neue Antriebstechnologien

Ob elektrisch, hybrid oder auf Wasserstoffbasis: Alternativen Antriebstechnologien gehört die Zukunft.

Bislang ist der Verbrennungsmotor auf der Basis von Benzin oder Diesel die gängigste Antriebstechnologie für Pkw. Doch künftig dürfte der Marktanteil von Verbrennungsmotoren zugunsten von Batterie-Elektro-Antrieben und Plug-In-Hybriden deutlich zurückgehen. Auch Brennstoffzellenfahrzeuge mit Wasserstoff befinden sich in der Entwicklung, allerdings werden sie in den nächsten Jahren noch eine untergeordnete Rolle spielen.

Ansprechendes Naming fördert die Vermarktung von Innovationen

Bei der Vermarktung von Innovationen spielen Markennamen seit jeher eine wichtige Rolle. Sie machen Produktneuheiten bekannt, reduzieren hochkomplexe Zusammenhänge auf eine griffige Formel und kurbeln die Nachfrage an. Doch welche Naming-Strategien nutzen Automobilhersteller eigentlich zur Differenzierung ihrer Innovationen im Markt?

Als Faustregel gilt: Je größer die Innovation, desto auffälliger und attraktiver sollte sie auch benannt werden. Denn ein erfolgreicher Markenname bringt eine Innovation optimal zur Geltung, indem er deren Wertigkeit und Relevanz unterstreicht. Eine unauffällige Bezeichnung birgt hingegen das Risiko, dass die Produktinnovation sprichwörtlich verpufft, weil sie nicht ausreichend wahrgenommen wird.

Wir haben analysiert, welche Benennungsstrategien Automobilhersteller für ihre neuen Antriebstechnologien gewählt haben und wie gut diese Strategien in die Markenpositionierung der Hersteller einzahlen.

E-Car-Naming: Deutsche Autohersteller eher logisch unterwegs

Mercedes-Benz, Audi und Volkswagen setzen im internationalen Vergleich auf besonders einprägsame und logische Namensstrukturen für ihre Elektrofahrzeuge. Sie haben frühzeitig markante Kürzel für sich beansprucht, während asiatische Hersteller oft auf assoziative oder kunstvolle Namen setzen – etwa Honda Clarity, Nissan Leaf oder Toyota Mirai.

Foto: Fotolia_Petair

Typische Namensmuster und deren Wirkung

  • Buchstaben „i“ und „e“ sind besonders beliebt, da sie sich leicht als Präfix oder Suffix an bestehende Modellnamen anhängen lassen (BMW i4, VW ID.3, Renault 4 E-Tech).
  • Nachteil: Diese Kürzel haben wenig Unterscheidungskraft. Einen originellen Ansatz verfolgt Citroën mit „ë“ in ë-C3 und „ëlektrisch“.
  • „Z“ als Namensbestandteil hat sich als Kurzformel für „zero emission“ etabliert und wird besonders von Renault genutzt (Mobilize Duo, Zoé, Twizy, Symbioz).
Foto: Renault
Foto: Citroën

Die meisten Hersteller nutzen eine von zwei grundlegenden Naming-Strategien:

  1. Integration in bestehende Namenssysteme
    • Angehängte Buchstaben („i“ oder „e“): BMW iX3, Corsa-e, Fiat 500e
    • Zusätzliche Deskriptoren: Volvo XC40 Recharge, Seat Mii electric
    • Neue Namensbestandteile: Ford Mustang Mach-E, Fiat 500 La Prima
    • Nachteil: Die schwache Differenzierungskraft kann dazu führen, dass Innovationen nicht optimal zur Geltung kommen.
  2. Neue Sub-Brand bzw. Namensfamilie
    • Mercedes-Benz EQ, Volkswagen ID., Audi e-tron
    • Vorteil: Die Modelle heben sich klar von ihren Verbrenner-Pendants ab und zahlen auf die Dachmarke ein.
Foto: Volkswagen

Markenstrategien im Detail

Mercedes-Benz setzt mit der Submarke EQ auf eine klare Identifikation seiner batterieelektrischen Fahrzeuge. Das Namenssystem kombiniert das Kürzel EQ mit verschiedenen Modellreihen wie EQA, EQB oder EQS, um die Elektromobilität innerhalb der Marke einheitlich zu kennzeichnen. Dies erleichtert Kunden die Orientierung und stärkt die Positionierung der Marke im Bereich alternativer Antriebe. Ein Nachteil besteht jedoch darin, dass einige Modelle zusätzliche Deskriptoren wie "EQS SUV" benötigen, um ihre Fahrzeugkategorie eindeutig zu definieren.

Foto: Mercedes-Benz

Volkswagen verfolgt mit der ID.-Reihe eine stringente Strategie für seine Elektrofahrzeuge. Die Bezeichnung ID. wird mit Zahlen oder weiteren Namensbestandteilen kombiniert, wie beispielsweise ID.3, ID.4 oder ID.Buzz. Dies sorgt für eine durchgängige und konsistente Benennung der batterieelektrischen Modelle. Allerdings wird die Namensstrategie von manchen als wenig emotional empfunden, da die Buchstaben-Zahlen-Kombinationen stark technisch wirken.

Foto: Volkswagen

Audi setzt mit dem Begriff e-tron auf eine differenzierungsstarke Bezeichnung für seine elektrifizierten Modelle. Das Wort e-tron transportiert die Begriffe "elektrisch" und "elektronisch" und stärkt die Markenidentität von Audi im Bereich der Elektromobilität. Der Vorteil liegt in der starken Wiedererkennbarkeit und der klaren Verknüpfung mit der Audi-Technologie. In der Praxis kann die Kombination von e-tron mit bestehenden Modellnamen allerdings zu sperrigen Bezeichnungen führen, die für Kunden weniger intuitiv sind.

Foto: Audi

Aus NOMEN-Sicht sind die Benennungsstrategien von Mercedes-Benz, Audi und VW prägnant, in sich konsistent und vor allem flexibel erweiterbar auf künftige innovative Technologien. Zudem zahlen sie auf die Markenwerte und die Markenpositionierung der jeweiligen Dachmarke ein. Am markantesten ist die Namensstrategie von Audi: Mit e-tron prägt der Hersteller neben Tesla die eigenständigste und differenzierungsstärkste Marke im Bereich der Elektromobilität. Sie zahlt außerdem konsequent in die Markenpositionierung „Vorsprung durch Technik“ ein.

Noch ein Blick auf die Benennung der Brennstoffzellentechnologie

Dass die Entwicklung von Wasserstoff als Treibstoff noch in den Kinderschuhen steckt, spiegelt sich auch im Naming wider. Bislang ist mehrheitlich keine Systematik erkennbar. Auch hier ist die Namensstrategie bei Audi am stimmigsten: Für Wasserstoffmodelle ist h-tron und für Erdgas g-tron vorgesehen. Mercedes-Benz benennt in diesem Zusammenhang die Komponente: Die Brennstoffzelle heißt F-Cell und wird an den jeweiligen Modellnamen angehängt, z. B. GLC F-Cell. Einige Hersteller wie Opel und Renault verwenden den Zusatz Hydrogen. Auffällig ist erneut, dass asiatische Hersteller eigenständige Namen (assoziativ oder frei erfunden) für ihre jeweiligen Modelle mit Wasserstoffantrieb bevorzugen: Hyundai Nexo, Toyota Mirai.

Foto: Hyundai
Foto: Toyota

Megatrend: Mobilität schlägt Prestige

Das Auto ist kein Prestigeobjekt mehr. Pure Mobilität ist gefragt, sei es mit einem Car-Sharing-Dienst, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem E-Bike. Es entstehen auch neue Mobilitätsplattformen, die helfen, die Verkehrsmittelvielfalt zu koordinieren und zu vernetzen. Free2Move ist beispielsweise Ausdruck dieses Trends – eine allumfassende Mobilitätslösung der Stellantis Gruppe. Sie bietet eine universelle Lösung für Mobilität im Privaten oder Geschäftlichen, vom Car-Sharing, über das elektrische Laden bis hin zur Parkplatzbuchung. Die Plattform agiert mit über 400.000 Fahrzeugen, 500.000 Parkplätzen und 195.000 E-Ladesäulen in 170 Ländern. Die Namensfindung Free2Move erfolgte durch NOMEN.

Foto: Free2Move

Fazit: Erfolgreiches Naming beruht auf Balance

Eine gelungene Namensstrategie vereint Logik mit Emotionalität. Während manche Hersteller durch klare Namensstrukturen punkten, zeigt das Audi-Beispiel, dass übermäßige Systematik kontraproduktiv sein kann. Entscheidend ist, dass Kunden nicht nur den Namen verstehen, sondern sich auch mit ihm identifizieren können und er alltagstauglich ist. Denn am Ende ist ein erfolgreicher Markenname nicht nur ein Label – er transportiert Werte, schafft Vertrauen und begleitet die Kunden über Jahrzehnte hinweg.

Du suchst eine erfahrene Agentur für Namensentwicklung? NOMEN unterstützt dich bei der Namensfindung für Unternehmen, Produkte und Services. Kontaktiere uns für eine maßgeschneiderte Naming-Strategie und eine profunde Absicherung: Kontaktiere uns unter info@nomen.de oder 0211 577 906-0

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