„Wie soll es denn bloß heißen? Wir brauchen jetzt aber wirklich eine Lösung …“, grübelt Herr Brand und sieht seine Frau an. „Das ist mir gerade sowas von egal!“, brüllt die zurück und beißt die Zähne zusammen, während die nächste Wehe anrollt. „Tut mir wirklich leid, mein Schatz“, antwortet Herr Brand zerknirscht und lugt vorsichtig aus dem Fenster auf den Krankenhausparkplatz. Da hat sich bereits ein großer Pulk postiert – die ganze Familienbande, Freunde, Nachbarn, Kollegen und sogar die Presse.
Seit die freudige Nachricht die Runde gemacht hat, ist das Interesse an der Familie Brand noch größer als sonst. Denn die Familie Brand ist gleichzeitig auch die Firma Brand. Ein stolzes Unternehmen mit Tradition, das für Top-Qualität und Innovation steht. „Kein Wunder, dass alle Welt gespannt auf unseren Nachwuchs wartet“, denkt Herr Brand selbstzufrieden. Bis ihm sein ungelöstes Problem wieder einfällt. Das Baby braucht einen Namen und zwar schnell.
Die bittere Wahrheit ist: Die Diskussionen über den Namen des Kindes waren nervenaufreibend. Hätten sie doch nur den Mund gehalten! Jeder wollte mitreden – von den Eltern über die Schwiegereltern bis hin zu den Paten. „Papa würde sich freuen, wenn ihr den Jungen nach ihm benennt“, hatte Mutter ihm nahegelegt. Und pikiert auf den Hinweis reagiert, dass man ja noch gar nicht wisse, ob Männlein oder Weiblein unterwegs sei. „Dann eben nicht. Aber ich finde schon, dass wir ein Mitspracherecht haben. Unser Geld ist ja schließlich auch immer gerne gesehen …“
Der Freundeskreis war ebenfalls keine große Hilfe. „Googelt doch mal, welche Namen momentan besonders angesagt sind“, war der Tipp einer Freundin. „Bloß nicht!“, meinte eine andere. „Wir bereuen es total, dass wir einen Trendnamen genommen haben. Wenn die Erzieherin ruft, kommt gleich die halbe Kita angerannt. Was Ausgefalleneres wäre echt besser gewesen …“ „Nummeriert doch einfach durch“, hatte sein Bruder mit breitem Grinsen geraten. „Namen werden sowieso total überbewertet. Wenn dein Kind was draufhat, wird‘s auch ohne Namen gut durchs Leben kommen.“ Seine Frau beendete schließlich die Diskussionen: „Wir entscheiden das und damit basta!“
Hinter den Kulissen war es allerdings ganz und gar nicht harmonisch zugegangen. Er hatte eine Reihe wirklich guter Namen vorgeschlagen, fand er. Seine Frau reklamierte für sich das Gleiche. Weil keiner nachgeben wollte, kam es, wie es kommen musste. Ehekrach.
„Hast du mal darüber nachgedacht, dass unser armes Kind ein Leben lang mit dem Namen rumlaufen muss? Deine Vorschläge klingen alle total schräg.“
„Einzigartig, meinst du wohl. Unser Kind soll sich von der Masse abheben. Und überhaupt: Der Name Brand verpflichtet!“
„Ja, aber doch nicht so!“
Am Ende hatten sie sich dann doch zusammengerauft und sich auf einen Favoriten geeinigt. „Vorher wird nichts verraten“, hatten sie sich geschworen. Aber dann war der Name doch durchgesickert.
„Im Ernst?! Das könnt ihr dem armen Kind doch nicht antun …“
„Habt ihr mal darüber nachgedacht, wie das im Ausland klingt? Das kann doch keiner aussprechen!“
„Hättet ihr nicht lieber einen soliden deutschen Namen nehmen können?“
„Ein bisschen mehr Kreativität hätte ich euch aber schon zugetraut …“
„Na, ob ihr damit beim Standesamt durchkommt. Ich weiß ja nicht …“
Sein Vater gab ihm schließlich den Rest, als er ihn mit strafendem Blick daran erinnerte, dass das Kind der Konkurrenz exakt den gleichen Namen trage.
Herr Brand schüttelt den Kopf und schaut erneut aus dem Fenster. Die treuen Brand-Fans unten warten immer noch gespannt. Mittlerweile hat sogar ein Kamerateam vor dem Krankenhaus Stellung bezogen. Ein anständiger Name muss her und zwar schnell!
Und da fällt es ihm wieder ein. Es gibt da doch diese Namensagentur. Die, die dafür bekannt ist, jedes Namensproblem zu lösen. Wie hieß die noch gleich? „Richtig, Nomen International“, seufzt er erleichtert und wählt die 0211 5779060. „Hallo? Ja, äh, Brand am Apparat – wir brauchen einen guten Namen. Und zwar ganz dringend!“